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Kurzübersicht
Burundi 1982. Im ersten Lockdown im März 2020, hatte mir meine Oma per Brief von Ihrer Reise durch Burundi berichtet. Im Gegenzug habe ich ihr meine ersten Blogartikel zugesandt. Macht euch gespannt auf einen spannenden Reisebericht über eine Reise nach Burundi im Jahr 1982 also vor fast 50 Jahren. Im letzten Teil sind sogar noch ein paar Fotos der Reise zu finden.
Teil 1 – Reise durch Burundi
Hallo Till
Du hättest also gerne, dass ich Dir von meiner Afrikareise erzähle. Das ist zwar schon lange her, aber es war die Reise meines Lebens.
Wir fahren nach Brüssel, für mich ein riesenhafter Flughafen, ich hatte noch nie so einen gesehen mit riesigen Flugzeugen auf den Rollfeldern. Eine Maschine mit 300-400 Personen für mich unvorstellbar so viele Menschen in einer Maschine. Ich hatte einen Fensterplatz, könnte hinausschauen, etwas hinter mir die riesigen Flügel. Wir starten in Richtung Afrika, 12-14 Stunden Flug, in Europa keine Zwischenlandung, nur in Nairobi Kigali bis Bujumbura in Burundi.
Der Flug war fantastisch, ich erlebte einen Sonnenaufgang wie noch nie in meinem Leben. Ich sah einen feinen Strich am dunklen Himmel und dachte, was ist das, der Strich wurde breiter, heller und nach einer Weile ganz zart und langsam die Sonne hervor, herrlich. Ich sah von oben die Berge, sah Italien liegen und Sizilien, dann Afrika. Der Kapitän erzählte manchmal, wo wir uns befinden, oder machte uns auf etwas aufmerksam. Er sprach flämisch (Hull) und ich konnte ihn gut verstehen. Wir überquerten den riesigen Viktoria-See, ich sah die Großen Schatten der Wolken auf dem See, es war super. Dann landeten wir in Kigali, kleiner Flughafen zu der Zeit, viele kleine Maschinen, dann Start nach Nairobi in Tansania, schon größer, mit 2 Stunden Aufenthalt.
Wir mussten die Maschine verlassen und würden in einen Raum geführt. Warten, Warten, Mir war langweilig und eng. Ich sagte zu Opa, komm, wir schauen uns den Flughafen mal an. Wir gingen zum Haupteingang, dort waren 2 übergroße riesige Stoßzähne, wie vom Elefanten zu sehen, grandios. Dann sahen wir uns die Geschöpfe an, lauter Goldwaren und Geschenk Artikel. Dann gingen wir durch eine Tür, da waren die Rollfelder und Bahnen, vornean standen kleinere Maschinen, die wurden betankt, es sah aus als taten sie es mit Gießkannen. Plötzlich kommen zwei riesige Polizisten auf uns zu, oh je dachten wir, was haben wir getan, stimmt was nicht. Aber sie blieben sehr gelassen und geleiteten uns in unseren Raum zu den anderen Passagieren zurück. Aber wir hatten etwas von dem Flughafen gesehen. Weiter ging der Flug nach Bujumbura, dort hatte man gerade an diesem Tag die Landebahn verlängert und freigegeben. Es gab großen Girlanden, viel Militär und große Aufregung. Viel Volk auf dem Flugfeld, wir waren der erste Jumbo-Jet, der auf der neuen Bahn runterkam, das war grandios aber wissen taten wir das vorher nicht. Eine Kapelle spielte und wir sahen die Prominenz von Burundi, ohne dass wir das ahnten. Drei Schwestern kamen uns abholen war das eine Freude. Und was glaubst Du, es regnete etwas, wir in Afrika und Regen, na sowas?
Wir fuhren zur Missionsstation und wurden freudig begrüßt. Davon im nächsten Brief, Oma.
Teil 2 – Reise durch Burundi
Wir waren also in Burundi, vom Flughafen aus ging es mit einem VW Bulli zu der Missionsstation Kihanga. Sie lag ca. eine knappe Stunde von Bujumbura entfernt Mitten in einem Landstrich halb Ur-Wald, halb offene Flächen mit Gestrüpp, ein paar Bäume, ein kleiner Wasserlauf, manchmal mit, oft ohne Wasser. Hier und da ein paar Hütten, die Menschen arm verbittert, zum Teil schmutzig, aber auch ein paar größere Hütten, die schon ganz ordentlich waren. Die Missionsstation eine große Anlage im Karree 4 Gebäude mit lang-gezogenen Dächern zum Innenhof geneigt. Eine Seite viele Einzelzimmer mit Einbau Dusche, ein Trakt für Küche mit großem Herd und Aufenthaltsraum. Eine Seite Räume für Wäscherei und Haushalt, eine Seite Zimmer für die Schwestern 4 Stück. Ein großes Karree in der Mitte eine Zisterne wo das Wasser von den Dächern gesammelt wurde Alles schön gepflastert und sauber. Die Dächer rundum spendeten Schatten wie eine Pergola. Ein großes Eingangstor, dass immer bewacht würde.
Nebenan die gleiche Anlage im Karree wo die Kranken behandelt würden und auch im Betten betreut würden. Die Angehörigen mussten die Leute verpflegen, da gab es manchmal Probleme. Viele Mütter kamen zum Entbinden in die Station, denn hier überlebten ihre Babys manchmal kamen bis zu 10 Babys am Tage hier an, die Hebamme hatte viel zu tun. Eine Entbindung habe ich miterlebt, mein Gott was die Menschen oft leiden müssen, ohne große Medikamente nur mit der Hilfe der Hebamme. Es war eine Zangengeburt, mein Gott hat die Frau gelitten. Mich schaudert es heute noch, wenn ich daran denke. Aber sie hat es überlebt und könnte zu ihren Kindern zurück. Das Baby leider nicht. Tagtäglich standen lange Schlangen von kranken Leuten vor der Station, die Schwestern behandelten und versorgten sie. Deine Großtante Crescentia war sehr gut ausgebildet worden, bevor die nach Afrika ging und war ein halber Doktor. Sie hat vielen Menschen das Leben gerettet und die Leute dankten es ihr. Einmal musste ein Zahn gezogen werden, der Mann hatte Zähne wie ein Pferd, es ging nichts, da wurde Opa Willi geholt, er sollte den Zahn rausholen, aber selbst Opa schaffte es nicht, der Mann musste in die Stadt.
Auch wurden wir mal zum Essen in eine Hütte eingeladen, die Menschen waren freundlich und nett und gaben sich alle Mühe, nur ich hatte Angst etwas zu essen. Es gab gebratene Hühnchen und sonst noch was. Aufmerksam wurden wir beobachtet, ob es uns auch schmeckte, Opa und Crescentia aßen mit Genuss, mir blieb es bald im Hals stecken, aber etwas habe ich gegessen und die Leute freuten sich.
Gegen 6 bis 7 wurde es dunkel innerhalb von 15 Minuten war es schwarz. Die Schwestern hatten einen Generator, der für schwaches Licht sorgte. Der Sternenhimmel war grandios der Mond, so einen großen Mond hatten wir noch nie gesehen ich dachte, der fällt runter, und so hell war es draußen, fantastisch. Kleine Schlangen liefen über die Wege als wir spazieren gingen im Garten, aber ich hatte Angst davor. Manchmal wurde ich ausgelacht, die Schwestern hatten sich längst an all das gewöhnt.
Eine der Schwestern war schön. Elisabeth, sie unterrichtete junge Afrikanerinnen und brachte ihnen lesen, schreiben, rechnen bei sowie Sauberkeit, Nähen und Hygiene, sie war sehr beliebt und die Afrikanerinnen dankten es ihr und es zeigte auch Wirkung in den Familien, allmählich zeigte sich die Wirkung indem Hütten und bei den Leuten. Nähmaschinen waren sehr beliebt und die Leute gingen geschickt damit um. Wenn sie mit ihren Tüchern und Turbanen vor einem standen, sahen sie großartig aus.
Nicht weit von Kihanga gab es weitere Missionare. Es waren Männer aus Belgien, der Orden „Witte Patres“ aus Belgien, sie waren schon lange in Afrika und halfen den Menschen dort. Sie waren froh, dass jetzt auch Schwestern in ihrer Nähe waren und half und beschützte man sich gegenseitig. Ich lernte Pater Schools kennen, ein feiner Mensch mit dem ich bis voriges Jahr, als er in Belgien starb, Kontakt hatte. In Afrika war er unser Führer und Beschützer. Er war Priester und Mönch, eine Seele von Mann.
Er kannte Burundi gut, hatte schon viel vom Land und Leuten gesehen und kam auch in Orte, wo nur selten ein Weißer hinkam. Er war bei den Schwestern beliebt und hielt in ihrer kleinen Hauskapelle die Messen und Gebete ab. Wir planten eine Rundreise durch Burundi von Missionsstation zu Station. Er kannte die Wege und Straßen die zu fahren waren (denn manche Wege waren miserabel) und wusste, wo er die Stationen finden könnte. Es gab Italienische, Polnische, Französische, Schweizer Stationen.
Alles besetzt mit Schwestern oder Patres. Überall wurde wie in Kihanga, aufgebaut belehrt und unterrichtet. In einer Station war ein Pater aus Süddeutschland, dort gab es sicherlich 20-30 Nähmaschinen, die wurden alle verteilt und die Afrikaner verdienten sich mit Nähen ihren Lebensunterhalt. Wir wurden zum Essen eingeladen, es gab Ziegeneuter. Die Afrikaner am Tisch schnabulierten alles weg, ich bin weggegangen, mir kam es hoch, na ja. Pater Schools kam vom Mittagsschlaf, er kratzte und juckte sich!!! Von einer anderen Station wussten wir, das ist ein Aachener. Wir kamen an und suchten den Pater, als er kam, hielten wir ihm den kleinen Finger entgegen und er rief „kommt ihr aus Oche“ ach war die Freude groß etwas aus der Heimat zu hören.
Dann fuhren wir in eine ganz abgelegene Gegend, Hier war auch der Pater noch wenig gewesen, wir kamen an Hütten vorbei totenstill, kein Mensch zu sehen, ein großes Maisfeld, plötzlich Speerspitzen aus dem Mais, der Pater rief in der Sprache der Eingeborenen, vorsichtig kamen ein Mann, noch einer und dann mehrere aus dem Mais. Sie unterhielten sich mit dem Pater, der fragte nach dem richtigen Weg, wir drehten um und fuhren weg. Diese Stille, diese Ruhe, unheimlich, ich hatte richtig Angst, selbst der Pater fühlte sich nicht wohl. Wir fanden den richtigen Weg zur nächsten Station.
Teil 3 – Reise durch Burundi
Wir kamen zur Missionsstation von Pater Klaus Buyel aus Mönchengladbach, er war noch jung und voller Energie. Bis heute zu fährt er nach Afrika und besorgt Hilfsgüter. Er freute sich sehr, er hatte eine kleine Farm aufgebaut und betreute viele junge Leute und lernte sie an. Er zeigte ihnen wie man einen Garten anlegt und Gemüse anbaut. Wie man aus Steinen einen kleinen Ofen baut, auf dem man kochen kann, usw. Er hatte 330 Schubkarren bestellt aus Deutschland und auch erhalten, was taten die Leute damit? Sie trugen sie auf dem Kopf, bevor die merkten, wozu sie da waren. Aus Gülle und Abfälle baute Klaus eine kleine Gasanlage und es funktionierte auch, er war Tag und Nacht auch als Priester unterwegs. Wir fuhren weiter und kamen zu einem Ort mit polnischen Schwestern, sehr streng sehr abgeschoben. Nur 1 Schwester durfte mit uns reden und uns betreuen, sie zeigte uns ihre Gegend dort mit einem schönen Wasserfall und etwas Gebirge, ein Auto war auf fast jeder Station, ohne das ging nichts. Weiter fuhren wir durch eine herrliche Landschaft, Burundi liegt ziemlich hoch, wir sahen wunderschöne Täler, Flüsse und Bäche aber zum Teil menschenleer. Man konnte dort vieles bewerkstelligen aber die Leute bringen sich gegenseitig um. Es gibt 2 Stämme, die Hutus und die Tutsis, die großen und die kleineren. Jeder will das Sagen haben, sie schlagen sich mit den riesigen Macheten gegenseitig tot, wenn sie Krieg haben. Wie wir da waren, war es ruhig und es passierte nichts. Und so kamen wir zu Station der Schweizer Schwestern. Die nahmen uns zu den Italienern
Dort war ein großes Fest zugange. Viele, viele Missionsschwestern trafen sich dort mit vielen Menschen zu einem großen Treffen. Alles was Rang und Namen hatte, war dort zu finden. Es ist schon erstaunlich wie viele Patres und Schwestern in dem Burundi sind. Unter anderem trafen wir dort den heiligen Erzbischof von Bujumbura, damals war er nur Bischof er war auch einmal bei uns in Boscheln zu Besuch und hat bei uns geschlafen als er in Neuss war.
Man hat auch einige Attentate auf ihn verübt, weil er für das ganze Volk ist, hat aber überlebt und lebt heute noch. Sein Name war Simon. Auf der Heimfahrt nach Kihanga war ich total erschöpft von all dem gesehenen und erlebten, aber es war wundervoll. Nach 2 Tagen ging es wieder. Eines Morgens erreichte uns ein Mann ganz aufgeregt, Mama, Mama (Sch. Crescentia) du musst mitkommen, meine Frau kriegt ein Kind, draußen irgendwo im Busch, sie schafft es nicht bis hier.
Wir nahmen den Bus und fuhren in die Wildnis. Irgendwo lag eine Frau in den Wehen und krümmte sich, Crescentia half so gut es ging und dann war das Kind da. Ohne ein Tuch, ohne Wasser, ohne Waschen, nichts, wohin damit Crescentia drückte mir das Kind sie wie geboren in die `Hände und sagte „halte mal“, ich stand da mit dem Neugeborenen, das schrie und ich war hilflos. Sie packten die Frau in den Bulli und so ging es zurück zur Station. Ich hielt das Neugeborene bis zur Station, dort konnte ich es endlich abgeben.
Dann erreichte uns eine Einladung der deutschen Botschaft zum Empfang beim Botschafter, weil ein Flugzeug aus Deutschland mit Hilfsgütern gelandet war. Es wurde sich fein gemacht, wir waren noch bei einem Botschafter zugesagt. Es war alles sehr vornehm, das muss ich schon sagen. Der Herr Botschafter stand da und begrüßte jeden Gast persönlich, er erkundigte sich wer wir waren und warum wir in Burundi waren. Wir trafen viele Leute aus Deutschland aus allen Orten, Banken, Geschäften, Fabriken und aus der Regierung. Es wurde gespeist und getrunken und sich viel unterhalten. Ein toller Abend! Auf dem Flughafen stand die Regierungsmaschine, vollgepackt bis unters Dach mit Hilfsgütern. Wir führen hin, es wurde ausgeladen, die Crew der Maschine sagte, wollt ihr die Maschine mal sehen, da fliegt sonst nur der Kanzler mit, ihr habt nur hier die Gelegenheit dazu. Natürlich waren wir dabei und sahen uns alles an, als die Maschine leer war. Der Kapitän erzählte uns die Maschine war so voll mit Gütern ich habe sie kaum hochgekriegt, das heißt sie zum Fliegen gebracht. Auch ein Interessanter Tag. An einem anderen Tag war wieder große Aufregung, es hieß ihr seid zum Staatsempfang für den Präsidenten aus Sambia eingeladen. Das sollte ein riesiges Volksfest werden, alles was Rang und Namen hatte, wurde eingeladen. Auch die Mission Kihanga.
Opa machte seinen Film-Apparat klar und wir fuhren hin. Eine riesige Wiese, ein großes Festzelt, wir durften erst in den hinteren Reihen Platz nehmen dann wurden wir nach vorne in der zweiten Reihe platziert. Hier konnten wir natürlich alles bestens sehen. Das Zelt war an 3 Seiten offen und drum herum standen Leute, Aufpasser und Militär. Eine Militärkapelle spielte, viele ethnische Gruppen und ihren besonderen Kleidern waren zu sehen. Eine Tanzgruppe von Männern mit ganz vielen Glöckchen an den Beinen und ganz urtümlich angezogen. Tanzten und sangen und zeigten Schautänze und Angriffe mit Speeren und Stangen, mir war ganz komisch zu Mute. Wir waren die einzigen Weißen vorne in der Gesellschaft. Die beiden Präsidenten begrüßten sich, die Kapelle spielte, dann redeten sie. Auch aus Sambia waren Volksgruppen da in ihren ungewöhnlichen Kleidern. Das Ganze ging über 2 Stunden. Nur die Tänze der Männer sind mir in tiefer Erinnerung geblieben, sie erzeugen auch heute noch ein Unbehagen in mir, ich glaube es war auch etwas Angst. Dieser alte Film, Opa hat alles gefilmt, man müsste sich das nochmal ansehen können, auf Leinwand. Hier wurden wir auch den Kuchen los, den die Schwestern backen mussten, fast auf Befehl der Regierung und weil er schmeckte. Was aus der Stadt kam, war kaum genießbar, auch kamen Herren aus der deutschen Regierung bei den Schwestern zum Schlafen und Essen wegen der Sauberkeit.